Verliert Ihr Kind Haare, ist der erste Schock groß! Ebenso wie bei uns Erwachsenen haben auch für Kinder die Haare eine wichtige Funktion für das Erscheinungsbild und den Selbstwert. Kindlicher Haarausfall kann verschiedenste Ursachen haben und es ist wichtig, herauszufinden, was dem Haarausfall zugrunde liegt.
Die gute Nachricht ist, dass in den meisten Fällen die Haare Ihres Sprösslings mit den geeigneten Behandlungsmethoden wieder nach wachsen und Ihr Kind auf eine volle Haarpracht stolz sein kann!
Mögliche Ursachen für Haarausfall bei Kindern
Wird das Haar Ihres Kindes dünner oder es kommt sogar zu kahlen Stellen, ist das für Eltern natürlich beunruhigend. Wir haben im Folgenden medizinische und nicht-medizinische Ursachen getrennt dargestellt, um Ihnen einen ersten Überblick zu bieten, was die Ursache des Haarverlustes sein könnte.
Medizinischen Ursachen für kindlichen Haarausfall
Es gibt einige medizinische Ursachen, die mit Haarausfall einhergehen. Wenn Sie vermuten, dass einer der hier angeführten Gründe für den Haarausfall verantwortlich sein könnte, suchen Sie bitte mit Ihrem Kind einen Arzt auf.
#1 Tinea Capitis
Tinea Capitis wird auch als Kopfpilz oder Ringelflechte des Kopfes bezeichnet. Dabei ist die behaarte Kopfhaut von Fadenpilzen befallen. Die Symptome können von Kind zu Kind unterschiedlich sein, manchmal verläuft die Erkrankung sogar ohne nennenswerte Symptome einer Entzündung.
Zu den häufig auftretenden Symptomen zählen jedoch neben starkem Juckreiz, auch die Bildung von gräulichen Schuppen. In manchen Fällen verursachen die Fadenpilze Haarausfall, der so stark sein kann, dass runde, klar abgegrenzte kahle Stellen auftreten (Feichter und Schrör, 2018).
Generell unterscheidet man zwischen zwei Arten von Pilzen, die für den Haarausfall verantwortlich sein können. Bei der Ringelflechte mit „schwarzen Punkten“ brechen die Haare direkt an der Hautoberfläche ab. Die andere Form von Tinea Capitis hinterlässt kurze Stoppeln, da die Haare etwas oberhalb der Kopfhaut abbrechen (Aaron, o.J.).
#2 Kreisrunder Haarausfall
Kreisrunder Haarausfall ist, wie der Name schon verrät, Haarausfall, der in einem kreisrunden, klar abgegrenzten Areal auftritt. Damit weist er eine Ähnlichkeit mit Tinea Capitis auf, allerdings ist Alopecia areata, wie kreisrunder Haarausfall auch genannt wird, nicht von Schuppen und Juckreiz begleitet.
Die Ursache für diese Art von Haarausfall ist nicht gänzlich geklärt. Es wird vermutet, dass es sich um eine Autoimmun Erkrankung handelt, bei der sich die körpereigene Abwehr gegen die Haarwurzeln richtet und so das Ausfallen der Haare verursacht.
Der kreisrunde Haarausfall kann auch Erwachsene betreffen, tritt jedoch häufig bereits im Kindesalter auf. In Deutschland sind Schätzungen zufolge bis zu 400.000 Kinder von diesem Haarausfall betroffen, wobei die Dunkelziffer höher liegen könnte (Blaß, 2016).
Alopecia areata ist nicht nur auf die Kopfhaare beschränkt, sondern kann auch die Augenbrauen oder die Behaarung an anderen Körperstellen betreffen. Im schlimmsten Fall verliert das Kind die gesamte Körperbehaarung. In so einem Fall spricht man von Alopecia areata universalis (Feichter, 2017).
#3 Telogenes Effluvium
Das telogene Effluvium ist ein diffuser Haarausfall, der den gesamten Kopf betrifft. Dabei fallen die Haare mehr oder weniger gleichmäßig aus und das Haar wird im gesamten dünner. Der Grund dafür liegt darin, dass die Haare früher als normalerweise in die telogene Phase eintreten. Dies ist im Lebenszyklus eines Haares die Ruhephase und dauert etwa 2 - 4 Monate. Nach Ablauf dieser Frist fällt das Haar aus. Befindet sich das Haar in der Wachstumsphase, wenn es ausfällt, handelt es sich um ein anagenes Effluvium (Saemann, o.J.).
Der Grund für ein telogenes Effluvium können Infektionskrankheiten oder schwere Verletzungen oder Operationen sein, aber auch emotionaler Stress kann dafür verantwortlich sein. Kennzeichnend ist, dass der Haarausfall erst 2 – 3 Monate nach dem verursachenden Ereignis eintritt.
#4 Trichotillomanie
Bei Trichotillomanie handelt es sich um Haarausfall, der selbst verursacht ist. Das Kind leidet dabei unter dem starken Zwang, sich selbst die Haare auszureißen. Es ist kaum möglich, diesem Drang zu widerstehen, da die erlebte Spannung unerträglich wird. Erst wenn dem Zwang nachgegeben, erfährt das Kind eine Entlastung.
Bei Kindern kommt die Trichotillomanie häufiger bei Jungs als bei Mädchen vor, allerdings kehrt sich dies mit steigendem Alter um und es sind mehr Mädchen davon betroffen (Blume-Peytavi und Zappel, 2003).
Trichotillomanie zeigt sich in nicht scharf begrenzten kahlen Stellen, die keine Entzündung aufweisen, allerdings mit Einblutungen, die durch das Ausreißen entstehen, einhergehen. Dabei kann neben dem Kopfhaar, auch das Ausreißen der Wimpern, Augenbrauen oder anderer Körperbehaarung vorkommen.
#5 Mangelernährung
Wie auch bei Erwachsenen, so kann vermehrter Haarausfall bei Kindern ebenfalls auf eine falsche Ernährung zurückgeführt werden. Wird der Körper nicht mit ausreichend Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente versorgt, ist der Verlust des Haares ein häufig auftretendes Symptom.
Vor allem die Vitamine A und E sind für einen gesunden Haarboden und das Wachstum der Haare unerlässlich. Vitamin A hilft bei der Talgproduktion. Diese ist wichtig, damit das Haar geschmeidig bleibt. Ein Mangel kann zu trockenem und sprödem Haar führen, Haarbruch wird dadurch begünstigt. Vitamin E stärkt die Haarfollikel, in denen das Haar produziert wird. Doch auch ein Mangel an Proteinen oder Eisen kann zu einem Verlust der Haare führen.
#6 Schilddrüsenunterfunktion
Die Schilddrüse ist eine kleine schmetterlingsförmige Drüse, die sich unter dem Kehlkopf befindet. Die Hormone, T3 und T4, die von der Schilddrüse produziert werden, sind an fast allen Stoffwechselvorgängen im Körper beteiligt. Kommt es zu Störungen in der Produktion, kann dies gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit und Entwicklung Ihres Kindes haben.
Werden zu wenig Hormone produziert, spricht man von einer Hypothyreose, im Gegensatz zu einer Hyperthyreose, mit der eine Überfunktion bezeichnet wird. Die Symptome der Schilddrüsenunterfunktion äußern sich in vermehrtem Haarausfall, einer teigigen Haut und brüchigen Nägeln. Außerdem frieren Kinder mit einer Schilddrüsenunterfunktion sehr leicht und vor allem bei älteren Kindern wird häufig Übergewicht festgestellt. Eine ärztliche Abklärung ist besonders wichtig, da die Hypothyreose unbehandelt zu körperlichen und geistigen Entwicklungsverzögerungen führen kann (Schulte, 2015).
#7 Chemotherapie
Im Rahmen einer Chemotherapie kann es zu Haarausfall kommen, der nicht nur die Kopfhaare, sondern die gesamte Körperbehaarung betrifft. Für Kinder ist dies eine zusätzliche Belastung in einer ohnehin schon sehr herausfordernden Zeit.
Den Haarausfall verursachen Zytostatika. Dies sind Medikamente, die gegen die bösartigen Tumorzellen eingesetzt werden, aber gleichzeitig auch Zellen der Mund- und Darmschleimhaut sowie der Haarwurzel- und Knochenmarkzellen angreifen können. Neben Übelkeit, Erbrechen und Durchfall können diese Arzneien Störungen im Verdauungstrakt verursachen, aber auch häufig zu Haarausfall führen.
Ist die Chemotherapie beendet, wachsen die Haare meist innerhalb von 3 – 6 Monaten vollständig wieder nach (Tallen und Yiallouros, 2008).
Nicht-medizinische Ursachen für Haarausfall bei Kindern
Kindlicher Haarausfall muss nicht immer das Ergebnis einer Erkrankung sein. Im Gegenteil, häufig handelt es sich dabei um einen natürlichen Prozess oder um das Ergebnis falscher Pflege.
#1 Haarverlust bei Neugeborenen
Verliert Ihr Baby innerhalb der ersten sechs Monate viele oder sogar alle Haare, so hat dies in der Regel keine medizinischen Ursachen, sondern es handelt sich um einen natürlichen Vorgang. Der Grund liegt darin, dass die ersten Haare eines Baby synchron, also gleichzeitig wachsen und dadurch auch zur selben Zeit in die telogene Phase eintreten. Dies ist die Ruhephase, an deren Ende die Haare ausfallen. Befinden sich zu diesem Zeitpunkt die neuen Haare erst am Anfang der Wachstumsphase und sind kaum sichtbar, können sich kahle Stellen zeigen (Till, 2016).
#2 Haarausfall durch Reibung
Haarausfall kann auch durch Reibung entstehen. Verantwortlich dafür kann häufiges Liegen in der Rückenlage sein. Ein Kennzeichen dieses Haarausfalls ist es, dass sich am Hinterkopf, genau dort, wo das Baby aufliegt, die kahle Stelle zeigt. Auch hierbei handelt es sich in den meisten Fällen um einen natürlichen Vorgang, der nicht behandelt werden muss. Die Haare wachsen von allein wieder nach.
#3 Haargummi & Co.
Aber auch die Verwendung von Haargummis und ähnlichen Utensilien können Haarausfall hervorrufen. Vor allem, wenn das Haar zusätzlich noch stark gespannt wird, wie es bei manchen Frisuren, wie geflochtenen Zöpfen oder einem streng nach hinten gekämmten Pferdeschwanz der Fall ist. In solchen Fällen spricht man von Traktionshaarausfall (Förster, 2015). Legen Sie bei den Styling Methoden Ihres Kindes besondere Sorgfalt an den Tag, da häufig schon ein minimaler Zug ausreicht, um die zarte Haarstruktur zu schädigen.
#4 Chemische Substanzen in Pflegeprodukten
Aber auch bei der Verwendung von Pflegeprodukten, wie Shampoos oder anderen Haarpflegemitteln, ist Vorsicht geboten. Das Haar und die Kopfhaut Ihres Kindes sind besonders empfindlich und aggressive Shampoos mit reizenden Chemikalien können zu vermehrten Haarausfall, aber auch Irritationen der Kopfhaut beitragen. Verwenden Sie am besten ausschließlich spezielle Baby oder Kinder Shampoos und vermeiden Sie den regelmäßigen Gebrauch von Styling Produkten, wie Haargel, Wachs oder ähnlichem.
#5 Haarausfall durch Föhnen
Föhnen kann Haarausfall begünstigen, vor allem dann, wenn Sie mit heißer Luft die Haare Ihres Kindes trocknen. Lufttrocknen wäre die beste Alternative, aber natürlich ist dies in unserem Breiten nicht immer möglich. Föhnen Sie daher die Haare mit lauwarmer Luft und halten Sie den Föhn in einigem Abstand zum Haar. So können Sie Schäden in der Haarstruktur vermeiden. Das Haar trocknet nicht so rasch aus und ist weniger anfällig für Haarbruch oder Haarausfall.
Wann sollten Sie einen Arzt aufsuchen?
Haarausfall kann harmlose Ursache haben, aber auch ein Hinweis auf andere Erkrankungen sein. Bemerken Sie bei Ihrem Kind erste Anzeichen von vermehrtem Haarausfall oder den plötzlichen Verlust der Haare, ist es empfehlenswert einen Kinderarzt oder Dermatologen aufzusuchen. Je früher der Grund für den Haarausfall herausgefunden wird, umso früher kann mit der dementsprechenden Behandlung begonnen werden. Dies erhöht den Erfolg maßgeblich.
Verhält sich Ihr Kind zusätzlich zum Haarverlust auffällig, leidet es unter Übelkeit oder zeigt andere Symptome einer ernsthaften Erkrankung, sollte Sie unverzüglich ärztliche Hilfe suchen.
Können Sie den Haarausfall auf den Befall von Pilzen zurückführen, hat Ihr Kind Schorf oder verkrustete Stellen oder das Haar wird ohne erkennbare Ursachen dünner, ist es ebenfalls empfehlenswert, einen Arzt aufzusuchen.
Haben Sie jedoch die Vermutung, dass der Haarverlust durch Reibung verursacht ist oder auf bestimmte Haar Styling Methoden, wie beispielsweise Zöpfe, zurückzuführen ist, wird in der Regel kein Arzt benötigt.
Allerdings möchten wir Ihnen dringend raten, immer dann einen Arzt hinzuziehen, wenn Sie sich unsicher sind, was die Ursache des Haarausfalls sein könnte. Im Sinne der Gesundheit Ihres Kindes gilt hier das Motto „sicher ist sicher“!
Mögliche ärztliche Behandlungmethoden
Die Behandlungsform von Haarausfall bei Kindern ist abhängig von der Ursache, die den Verlust des Haares ausgelöst hat. Je nach Grund kommen verschiedene Ansätze infrage.
#1 Behandlung bei Tinea Capitis
Tinea Capitis oder Kopfpilz wird häufig sowohl äußerlich als auch innerlich behandelt. Bei der äußerlichen Anwendung wird neben der Verwendung von pilzhemmenden Cremes oder Salben auch der Einsatz von speziellen Shampoos empfohlen. Dies trägt dazu bei, dass sich der Kopfpilz nicht weiter ausbreitet. Zusätzlich kann ein Antimykotikum verschrieben werden, welches über einen Zeitraum von 4 – 6 Wochen oral eingenommen werden muss (Aaron, o.J.).
#2 Behandlung bei kreisrundem Haarausfall
Ist Ihr Kind von kreisrundem Haarausfall betroffen, kann es durchaus vorkommen, dass das Haar innerhalb eines Jahres von selbst ohne eine Behandlung wieder nachwächst (Zentrum der Gesundheit, 2018).
Verschreibt Ihr Arzt eine Behandlung, wird häufig die Kombination einer niedrigdosierten Minoxidil Lösung und eines Kortison Präparates empfohlen. Vor allem Kinder profitieren vom Austausch mit Gleichgesinnten. Mit dem regelmäßigen Besuch von Selbsthilfegruppen können ganz ohne Medikamente gute Ergebnisse erzielt werden (Feichter, 2017).
#3 Behandlung bei telogenem Effluvium
Handelt es sich bei dem Haarausfall Ihres Kindes um ein telogenes Effluvium ist Ursachenforschung angezeigt, da die Behandlung vom auslösenden Ereignis abhängig ist. Dieses liegt in der Regel mehrere Monate in der Vergangenheit, daher ist eine Rückschau unerlässlich.
Häufig erholen sich die Haarfollikel von selbst und finden nach einigen Monaten in den ursprünglichen Haarwachstumszyklus zurück. Ist der Auslöser auf ein Ereignis zurückzuführen, welches hohen emotionalen Stress bei Ihrem Kind ausgelöst hat, ist es wichtig, dass dieses Erlebnis verarbeitet wird.
#4 Behandlung bei Trichotillomanie
Bei Trichotillomanie ist eine frühe Diagnose besonders wichtig, um zu verhindern, dass die Erkrankung einen chronischen Verlauf annimmt. Wie auch bei den bisher behandelten Arten von Haarausfall ist das Herausfinden der Ursache von hoher Relevanz und einer der Grundsäulen der Behandlung. Sehr gute Ergebnisse zeigen kognitive Verhaltenstherapien, im Speziellen das „Habit reversal training“, bei dem unter anderem alternative Verhaltensweisen erlernt werden (Voderholzer, o.J.).
#5 Behandlung bei Mangelernährung
Vermuten Sie eine falsche oder mangelhafte Ernährung als Ursache für den vermehrten Haarausfall Ihres Kindes ist, ist es ratsam, Fertiggerichte, industriell verarbeitete Nahrungsmittel und Limonaden weitestgehend aus dem täglichen Speiseplan zu verbannen. Fastfood und Co stehen meist im Gegensatz zu einer gesunden, ausgewogenen Ernährung, wie sie für Körper und Haare wichtig wären.
Reichern Sie stattdessen das tägliche Essen mit frischem Obst und Gemüse, Nüssen und Trockenfrüchten an (Zentrum der Gesundheit, 2018). Natürlich spricht nichts dagegen, Ihrem Kind ab und an Süßigkeiten oder andere Leckereien zu erlauben!
#6 Behandlung bei Schilddrüsenunterfunktion
Zur Diagnose einer Schilddrüsenunterfunktion wird ein Bluttest vorgenommen, bei dem die Werte der Schilddrüsenhormone bestimmt werden. Zeigt sich eine verminderte Hormonproduktion werden Medikamente verschrieben, die den niedrigen Hormonhaushalt regulieren. Die Symptome verschwinden, das Haarwachstum normalisiert sich und die Kinder entwickeln sich in der Regel wie auch ihre Altersgenossen (Borchard-Tuch, 2010).
Kindlicher Haarausfall – kein Kinderspiel
Auch wenn Haarausfall bei Kindern in den meisten Fällen harmlose Ursachen hat, sollte das vermehrte Ausfallen der Haare nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Neben einer gesunden Ernährung kann auch das Vermeiden bestimmter Styling Methoden, wie das Flechten von Zöpfen oder heiße Föhnluft, helfen, dem Verlust der Haare entgegenzuwirken.
Stellen Sie jedoch unnatürlichen Haarausfall fest, sei es spontan oder über einen längeren Zeitraum, ist es auf jeden Fall angeraten, einen Arzt aufzusuchen.
Wir hoffen, wir konnten Ihnen wichtige Informationen zu Haarausfall bei Kindern geben und würden uns freuen, wenn Sie diesen Artikel mit Ihren Social Media Freunden teilen.
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