Vor allem Schwangeren ist Folsäure, auch Folat oder Vitamin B9 genannt, ein Begriff: Sie beugt Fehlbildungen beim Ungeborenen vor. Aber wir alle brauchen das Vitamin aus dem B-Komplex, um gesund zu bleiben.
Da unser Körper selbst kein Vitamin B9 produziert, müssen wir es über die Nahrung als Folat oder über Nahrungsergänzungsmittel als Folsäure aufnehmen.
Viele Menschen greifen auf ein Folsäurepräparat zurück – was prinzipiell richtig und gut ist. Aber zu viel des Guten ist manchmal schlicht zu viel. Was viele nicht wissen: Überdosiert können Vitamine schädlich, manchmal richtig gefährlich sein. So auch bei einer Folsäure-Überdosierung.
Sie fragen sich nun, wie Sie wertvolle Folsäure so einnehmen, damit Ihre Gesundheit davon nur profitiert? Dann lesen Sie weiter!
Ist eine Überdosierung mit Folsäure und Folat möglich?
Ja und nein! Zunächst sollten Sie den Unterschied zwischen Folsäure und Folat kennen. Folsäure ist die synthetische, also künstlich hergestellte Variante des Vitamins Folat, das natürlich in Lebensmitteln wie grünem Blattgemüse vorkommt. Es handelt sich um zwei Formen des Vitamins B9, die auf unterschiedliche Weise in unserem Körper aufgenommen werden.
Egal, ob Vitamin B9 über die Nahrung oder über ein Folsäurepräparat aufgenommen wird – für unsere Gesundheit ist eine ausreichende Zufuhr essenziell wichtig, da das Vitamin an lebensnotwendigen Prozessen wie der Blutbildung und Zellteilung beteiligt ist.
Bis heute ist kein einziger Fall einer Überdosierung mit Nahrungsfolat bekannt, ganz im Gegenteil: Ein Großteil der Deutschen ist unterversorgt mit Vitamin B9. Sie können, nein, Sie sollten sogar viel grünes Blattgemüse, Kohl, Hülsenfrüchte, Leber, Nüsse und Obst essen.
Dagegen ist eine Überdosierung mit synthetischer Folsäure zwar selten, aber möglich. Wenn Sie ein Vielfaches der empfohlenen Tagesdosis einnehmen, steigt die Gefahr von Nebenwirkungen und ernsthaften Gesundheitsrisiken. Gerade Schwangere meinen es manchmal zu gut und erhöhen die Dosis Ihres Folsäurepräparats – und gefährden damit nichtsahnend die Gesundheit ihres Babys.
Wie viel Folsäure ist zu viel?
Während Nahrungsfolat also unbedenklich ist, hat synthetische Folsäure zwei Gesichter: Richtig dosiert fördert sie unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden, falsch dosiert kann sie sogar schaden. Umso wichtiger ist es für Sie zu wissen, wie viel Folsäure gesund ist, wo die Höchstgrenze liegt und welche Dosis Sie brauchen.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) liegt die empfohlene Tagesdosis für Jugendliche und Erwachsene bei 300 Mikrogramm, für Schwangere erhöht sie sich auf 550 Mikrogramm. Frühere Empfehlungen von 400 Mikrogramm für Erwachsene sind veraltet. Mit einer ausgewogenen und folatreichen Ernährung können Sie Ihren Bedarf theoretisch allein über die Nahrung decken.
Richtig wichtig wird Folsäure bei Schwangeren und Frauen mit Kinderwunsch: Sie sollten zusätzlich zu einer folatreichen Kost täglich 400 Mikrogramm Folsäure in Tablettenform einnehmen. Spätestens vier Wochen vor einer Schwangerschaft sollte die Einnahme beginnen und während des ersten Schwangerschaftsdrittels beibehalten werden, um Fehlbildungen am Embryo entgegenzuwirken.
Ihr Tagesbedarf hängt als Frau vor allem davon ab, ob Sie schwanger werden wollen, es schon sind oder stillen. Kinder benötigen weniger Vitamin B9. Ansonsten ist der Bedarf stets der Gleiche – egal ob Frau oder Mann, Jung oder Alt:
Alter | Folat-Äquivalent Mikrogramm /Tag |
---|---|
Säuglinge | |
0 bis unter 4 Monate | 60 |
4 bis unter 12 Monate | 80 |
Kinder und Jugendliche | |
1 bis unter 4 Jahre | 120 |
4 bis unter 7 Jahre | 140 |
7 bis unter 10 Jahre | 180 |
10 bis unter 13 Jahre | 240 |
13 bis unter 19 Jahre | 300 |
Erwachsene aller Altersgruppen | 300 |
Schwangere | 550 |
Stillende | 450 |
Übrigens wird der Tagesbedarf in Folat-Äquivalenten angegeben, um die unterschiedliche Bioverfügbarkeit von natürlichem Folat und synthetischer Folsäure unter einen Hut zu bringen: Folsäure gelangt im Vergleich zu Folat fast doppelt so schnell und effizient in unser Blut – eingenommen auf nüchternen Magen sogar noch schneller.
- 1 Mikrogramm Nahrungsfolat = 1 Mikrogramm Folat-Äquivalent
- 1 Mikrogramm Folsäure eingenommen mit einer Mahlzeit = 1,7 Mikrogramm Folat-Äquivalent
- 1 Mikrogramm Folsäure eingenommen auf nüchternen Magen = 2 Mikrogramm Folat-Äquivalent
Es gibt eine Höchstgrenze für synthetische Folsäure, unter der keinerlei Nebenwirkungen zu erwarten sind. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat die sichere tägliche Höchstmenge für Folsäure auf 1000 Mikrogramm festgesetzt, was 1670-2000 Mikrogramm Folat-Äquivalenten und somit etwa dem 6-fachen der empfohlenen Tagesdosis entspricht. Erst darüber ist mit Gesundheitsschäden zu rechnen.
Was heißt das nun für Sie? Die recht hohe sichere Höchstmenge ist erst mal beruhigend, sollte aber nicht Ihr Ziel sein. Halten Sie sich an die Empfehlung der DGE: Neueste Studien zeigen, dass der menschliche Körper schon mit 300 Mikrogramm Folsäure optimal versorgt ist. Weniger ist manchmal mehr!
Besprechen Sie die Dosis Ihres Folsäurepräparats außerdem mit Ihrem Arzt: Er kennt Sie, Ihren Lebensstil und eventuelle Erkrankungen bestens und kann Ihnen helfen, mit der richtigen Dosis Vitamin B9 gesünder und fitter zu werden.
Zu viel Folsäure maskiert einen Vitamin B12-Mangel
Wann kann ein Übermaß an Folsäure so richtig gefährlich werden? Zum Beispiel, wenn die überschüssige Folsäure im Blut einen Vitamin B12-Mangel maskiert.
Sowohl ein Mangel an Vitamin B9 als auch an Vitamin B12 kann eine megaloblastische Anämie (Blutarmut) zur Folge haben. Das ist tückisch, denn wenn eine Anämie durch eine hohe Gabe an Folsäure therapiert wird, kann dies einen bestehenden Vitamin B12-Mangel überdecken. Ein nicht oder zu spät behandelter Vitamin B12-Mangel ist lange Zeit symptomlos, führt letztlich aber zu schweren Gehirn- und Nervenschäden und erhöht das Demenzrisiko.
Gerade bei Risikogruppen für Vitamin B12-Mangel wie Ältere, Veganer oder Schwangere ist Vorsicht geboten. Bei Verdacht auf Anämie sollte der Patient nicht nur auf Vitamin B9-, sondern immer auch auf B12-Mangel untersucht werden.
Die Gefahr eines maskierten Vitamin B12-Mangels ist einer der Gründe, warum in Deutschland bisher – im Gegensatz zu den USA, Kanada und einigen anderen Ländern – die Anreicherung von Grundnahrungsmitteln mit Folsäure nicht gesetzlich vorgeschrieben wurde.
Unter der sicheren Höchstmenge von 1000 Mikrogramm findet eine Maskierung des Mangels an Vitamin B12 übrigens nicht statt.
Zu viel Folsäure erhöht das Autismus-Risiko
Zu viel Folsäure ist auch in der Schwangerschaft nicht ohne Risiko. Durch ein Übermaß an unmetabolisierter Folsäure in der Blutzirkulation einer Schwangeren steigt das Autismus-Risiko für das Kind.
Das Boston Medical Center veröffentlichte kürzlich die Ergebnisse einer Studie, der sich 1257 Mütter und ihre Kinder unterzogen. Kurz nach der Geburt wurde das Blut der Mütter auf seinen Folat- und Vitamin B12-Wert hin untersucht, die Kinder wurden über 15 Jahre hinweg beobachtet.
Im Blut jeder zehnten frischgebackenen Mutter wurden stark erhöhte Folatwerte (über 59 Nanomolar) gefunden. Die Kinder dieser Frauen litten doppelt so häufig unter Autismus als Kinder von Frauen mit normalem Folatspiegel (unter 59 Nanofolar). Bei Frauen, die sowohl einen erhöhten Folat- als auch Vitamin B12-Spiegel aufwiesen, erkrankten die Kinder gar 17 Mal öfter an Autismus.
Allerdings sind weitere Studien nötig, um die Verbindung zwischen einer Überdosierung an Folsäure und Autismus des Kindes zu beweisen. Die Ergebnisse der Studie bedeuten keinesfalls, dass schwangere Frauen nun keine Folsäure mehr einnehmen sollten, im Gegenteil: Richtig dosiert schützt Folsäure das Ungeborene sogar vor Autismus. Nur falsch dosiert kann sie schaden.
Noch wichtiger ist Folsäure zur Prävention von Fehlbildungen wie dem Neuralrohrdefekt, der Lippen-Kiefer-Gaumenspalte oder Herzfehlern. Schwangere sollten also unbedingt auf eine adäquate Folsäurezufuhr achten und die richtige Dosis mit ihrem Frauenarzt besprechen.
Wenn Sie schwanger sind oder Ihren Bedarf an Vitamin B9 nicht alleine über Essen decken können, sollten Sie auf ein Folsäurepräparat zurückgreifen – und sich dabei exakt an die empfohlene Tagesdosis halten. Wählen Sie am besten ein Produkt, das bioaktive Folsäure mit dem Vitamin B12 kombiniert. Wir empfehlen Ihnen die hochkonzentrierten Folsäuretabletten der Marke Cosphera im 6-Monatsvorrat.
Symptome einer Folsäure Überdosierung
Im Normalfall ist eine unbewusste Überdosierung mit Folsäure kaum möglich. Sie findet in der Regel erst statt, wenn man mindestens vier Wochen lang jeden Tag fünf bis 15 Milligramm aufnimmt – das wären 20 oder 30 hochdosierte Tabletten täglich.
Falls Sie doch eine Folsäure-Überdosierung haben sollten – wie merken Sie das? Symptome sind:
- Magen-Darm-Probleme (Übelkeit, Blähungen)
- Appetitlosigkeit
- Schlafstörungen und Albträume
- Verwirrtheit
- Erregung
- Depressionen
- Komischer Geschmack im Mund
Sehr seltene Nebenwirkungen sind allergische Reaktionen mit Hautausschlag, Juckreiz, Atembeschwerden, Übelkeit, Luftnot, Kreislaufkollaps und anaphylaktischem Schock. Ein Übermaß an Folsäure über lange Zeit hinweg wird zudem mit einem erhöhten Krebs- und Herzinfarktrisiko in Verbindung gebracht. Je höher die Dosis, desto wahrscheinlicher werden Nebenwirkungen und Gesundheitsrisiken.
Manchmal sind auch Gen-Defekte wie die MTHFR-Mutation oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten für ein Zuviel an Folsäure im Blut verantwortlich. Zusammen mit Ihrem Arzt sollten Sie den Grund für Symptome einer Folsäure-Überdosierung herausfinden.
Fazit
Um von den vielen Vorteilen von Vitamin B9 voll profitieren zu können, sollten Sie sich exakt an die von Ihrem Arzt empfohlene Tagesdosis halten.
Richtig dosiert ist Folsäure nicht nur gut, sondern lebensnotwendig für Ihre Gesundheit und die Ihres Babys. Aber denken Sie dran: Weniger ist mehr. Ein Zuviel kann zu ernsthaften gesundheitlichen Schäden führen. Sollten Sie Nebenwirkungen bei sich bemerken, konsultieren Sie bitte sofort einen Arzt.
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